Zur Geschichte der Schierlichmühle

 

 

 

 

Eine ähnliche Situation wie beim Sprachgrenzkampf um das Posthäusel in Sattel ergab sich damals beim Grundstück Sattel, Ortsteil SCHIERLICH Haus Nr.1

 Die Schierlichmühle

(eim Scherlichgrowa)

 

Um 1900 war Fam. POSTLER Besitzer der Mahlmühle mit Wasserrad; auch hatten sie das Getränkeausschankrecht. Später wurde eine zeitlang eine Lohegerberei betrieben. Das Anwesen ging ein und verfiel.

 

Im Jahre 1919 kaufte die Witfrau Franziska KÜHNEL, Eigentümerin des Hauses Nr.6, (auf den oberen Schierlichhäusern gelegen), von Witfrau HARTWICH aus Hinterwinkel das verwahrloste Grundstück Schierlich Nr.1, ließ es auf- und abräumen, baute sich ein Blockhaus mit Stallung für 4 Kühe und ein Wasserrad für Kreissägeantrieb zur Holzschindelherstellung. Auch das Schankrecht nutzte sie wieder. Dazu kam noch eine Kammer für den Junglehrer (damals Wenzel Fuckner) von der Expositurschule (die im Haus Nr.7 eingemietet war ).

 

Da kam 1921 ein überaus günstiges Angebot vom tschechischen Turistenverein über 100.000,- Kc in bar zahlbar für das Anwesen Schierlich Nr.1, mit der humanen Geste, sie könne bis ans Lebensende im Hause bleiben.

Der tschech. Turistenverein wusste vom tschechischen Hausarzt der Frau Kühnel, dass sie schwer lungenkrank war und nur noch kurze Zeit leben würde. Durch den hohen Schuldenberg von ca. 40.000,- Kc für den Wiederaufbau war es ein verlockendes Angebot, das kein Deutscher machen konnte. Die Schierlichmühle sollte mit allen Mitteln in tschech. Hände kommen.

In der deutschen Bevölkerung herrschte helle Aufregung. Frau Kühnel hielt vernünftige Rücksprachen mit ihren Kreditgebern, der Verwandtschaft und der Sparkasse; nach reiflicher Überlegung kam es nicht zum Verkauf. Inzwischen war auch ihr ehemaliger Mieter, Lehrer Fuckner, nach Schierlich zurückversetzt worden, auf dessen Ratschlag und fürsorglichen Beistand legte sie großen Wert.

 

Bereits Ende Juni 1922 verstarb Frau Kühnel und hinterließ 3 kleine Waisenmädchen, deren Vormund Wenzel Fuckner wurde. Als Vermögensverwalter kam ihr Onkel NEUGEBAUER, Webereibesitzer in Sattel, zum Einsatz. Danach wurde weitläufig inseriert und nach Käufern gesucht, aber es kamen nur tschech. Angebote. Nach Rücksprache mit der Sattler Sparkasse, mit deutschen Verbänden und der Zusage seines Bruders EMIL FUCKNER als Teilhaber, übernahm WENZEL FUCKNER 1924 das Grundstück Schierlichmühle Nr.1 und baute es in den Folgejahren großzügig und als moderne Gebirgsbaude mit über 60 Betten und einigen Wanderer-Schlafsälen aus. Unter Mithilfe des Schwagers LUDWIG ILLNER, der Hotelfachmann war, und dessen Ehefrau BERTA, geborene Fuckner, die ihre fachliche Ausbildung im Kochen, der Konditorei und der Haushaltschule einbrachte, war es bald ein angesehener Ausflugs- und Erholungsbetrieb mit gutem Zuspruch, so dass nach den letzten Baumaßnahmen in 7 arbeitsreichen Jahren die letzten Schulden abgezahlt wurden.

 

So wurde durch großen Wagemut, kaufmännisches Können und täglichen, persönlichen Einsatz aller Beteiligten ein vorbildlicher Betrieb geschaffen und gleichzeitig ein Flecken Heimaterde DEUTSCH erhalten.

 

                                                                         (nach Egon Illner)

 

Lehrer Wenzel FUCKNER übersiedelte 1936 nach Schwarzbrunn bei Gablonz

 

Die bitteren Erlebnisse in der Schierlichmühle im Mai 1945 finden wir unter http://www.sattel-adlergebirge.de/Gewaltopfer.htm

 

 

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