Vorwort

 

 

Mein Anliegen als Heimatortsbetreuer von Sattel ist es, noch als Zeitzeuge alle mir bekannten Unterlagen und vorrätigen Urkundenabschriften zusammenzufassen, um den interessierten Nachkommen Einsicht in die Dorfgeschichte zu gewähren und deren Bestand zu sichern.

 

 

 

 

        Franz Dörner aus Sattel 132

 

            (Rechters Tonschkers Honsa Franz)

             Neumünster / Schleswig-Holstein

             im Jahre 2004

 

 

 

Erinnerungen an das Dorf SATTEL :  Wie´s daheim war !

 

Land und Leute

bis zur Vertreibung der Deutschen im Jahre 1946

durch den tschechischen Staat

 

Die Einwohner waren mit ihrem kargen und beschwerlichen Dasein – d.h. keine Verdienstmöglichkeit, weil Industrie fehlte und weil für die meisten Bauern die bergige Höhenlage bei 650 m mit strengen Wintern mit viel Sturm und Schnee wenig ertragreich waren, - doch recht zufrieden und hingen mit starkem Gottvertrauen und Zuversicht an ihrem auferlegten Schicksal.

 

Ihre Erziehung und die Pflege der religiösen-katholischen Traditionen waren ihr Lebensinhalt und halfen über viele schwere Zeiten, als gottgewollt, hinweg. Der sonntägliche Kirchgang war Pflicht und die anschließende Begrüßung mit Gedanken- und Neuigkeitenaustausch vor der Kirche gehörte zum Alltag, auch das Beachten der kirchlichen Feiertage sowie der Fastenzeit. Großen Zuspruch fanden auch die beliebten Maiandachten mit den schönen Marienliedern.

 

Das war die Grundlage der guten Nachbarschaft und des Zusammenhalts der Dorfgemeinschaft von Bauern / Landwirten, Handwerkern und Häuslern / Dienstboten. Leider musste die zahlreiche junge Generation sich auswärts auf Lehrstellen- und Arbeitssuche begeben. Früher war es oft die Reichshauptstadt Wien; in der CSR dann die deutschen Gebiete bei Braunau, Trautenau oder bis Reichenberg / Gablonz, wo Industrie und Verdienstmöglichkeit eher waren. Nach der Angliederung und Besetzung durch das Deutsche Reich im Oktober 1938 veränderte sich vieles im Gemeindeleben mit neuen Gesetzen und Vorschriften.

 

Vor allem der Beginn des II. Weltkrieges 1939 bedeutete für viele Familien Trauer und Entbehrungen bis zum bitteren Ende im Mai 1945. Die folgende rechtlose, menschenverachtende Zeit, um jeglichen Besitz und Hab und Gut enteignet, oft geplündert, viele zur Zwangsarbeit in´s Tschechische verfrachtet, dauerte bis zur Vertreibung 1946 und ist der Erlebnisgeneration bis heute noch seelisch unvergessen gegenwärtig. Diese Verbrechen, Mord, Totschlag, Raub, Enteignung und Vertreibung und deren Verbrecher wurden vom tschechoslowakischen Staat durch Gesetz straffrei gestellt, welches bis heute noch Gültigkeit hat.

 

Der Neuanfang in der neuen ´Heimat` begann unter ärmlichsten Verhältnissen und bitterer Armut mit der Suche nach Essen, Arbeit und den Familienangehörigen. Den jüngeren, gesunden Leuten glückte der Existenzaufbau noch am ehesten.

 

Durch Heimattreffen wurde versucht, die alte Gemeinschaft zu erneuern; bei deren Wiedersehensfreude, den guten und schlimmen Erinnerungen und Aussprachen über Freud und Leid, das geteilt wurde, brachte vielen wieder Mut für eine bessere Zukunft, die nach der Einführung der DM-Währung spürbar einsetzte. Durch Fleiß, Arbeitseinsatz und Sparsamkeit, von den Eltern gelernt, brachten es unsere Landsleute wieder zu Eigentum und Ansehen. Doch die ältere Generation konnte ihr Heimweh nicht überwinden. Das zeigte sich bei den Treffen beim gemeinsamen Gesang unseres schönen Heimatliedes „Tief em Toole“ recht deutlich, wo manche Träne floss.

 

                                                     Franz DÖRNER   A.D. 2004

 

 

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